DDR Zeitzeugin zu Besuch am NCG
Gegen das Vergessen & für die Demokratie
Am 4. März besuchte uns Frau Breuer, die Großmutter einer ehemaligen Schülerin, am NCG, um uns von ihren Erfahrungen in der DDR zu erzählen. Fast die ganze Stufe Q2, also der aktuelle Abiturjahrgang, hatte sich im Musikraum eingefunden, um ihren bewegenden Vortrag zu ihren schmerzhaften Erfahrungen mit dem MfS (Stasi) zu hören. (siehe Foto)
Frau Breuer (*1954) erzählte zunächst sehr anschaulich von ihrer Kindheit und Jugend in der DDR. Nachdem sie sich während eines Bulgarienurlaubs mit ihrem Mann mit einer Familie aus der BRD angefreundet hatte, gerieten sie und ihr damaliger Mann ins Visier der Stasi.
Vorgeworfen wurden ihr und ihrem Mann Westkontakte, angebliche Fluchtversuche und schließlich auch ihre ab 1982 gestellten Ausreiseanträge, die aus Sicht der DDR-Behörden ihre vermeintlich regimekritische Haltung dokumentierten.
Eindringlich berichtete sie den sichtlich berührten Schüler:innen, wie im Februar 1984 morgens mehrere Mitarbeiter der Stasi laut an ihre Tür klopften und sie verhafteten. Noch heute wird in ihrem Vortrag der Schmerz deutlich, den ihr diese Situation auch deshalb bereitete, weil sie ihre kleine Tochter zurücklassen musste. Auch in der Untersuchungshaft wusste sie lange nicht, wie es ihrem Kind ging.
Verhaftet wegen „landesverräterischer Nachrichtenübermittlung“ und „mehrfach ungesetzlicher Verbindungsaufnahme“ zum Westen, wurde sie über 1 ½ Jahre im Frauenzuchthaus Hoheneck ihrer Freiheit beraubt. Sehr anschaulich beschrieb sie die widrigen Haftbedingungen.
Im Rahmen eines Häftlingsfreikaufs gelangte sie schließlich im Mai 1985 nach Bergisch Gladbach.
Frau Breuer hielt einen bewegenden Vortrag, den wir am NCG lange in Erinnerung behalten werden – insbesondere auch ihr abschließendes, sehr klares Statement für ein aktives Eintreten gegen jede Form des Unrechts und der Diktatur und für unsere Demokratie.
Marion Petri (Geschichts-Lehrerin am NCG)